Deutsche Oper am Rhein
Deutsches Tanzarchiv Köln
Von den
Kraftfeldern zwischen Mensch und KörperEine Ausstellung mit Gedanken zum Tanz von Martin Schläpfer und Fotografien von Gert Weigelt
Zur Ausstellung
Man kann ein Tanzstück immer auch als Bewegung gewordenen Ausdruck des Nachsinnens seines Schöpfers über den Körper und dessen Potentiale des Ausdrucks und der Gestaltung von Raum und Zeit betrachten. Als Ergebnis eines künstlerischen Denkens, das sich einschreibt in den Körper der Tänzerinnen und Tänzer und in ihnen eine wundersame Transformation erfährt. Doch nur selten finden Gedanken und Betrachtungen eines Choreographen den Weg in die Öffentlichkeit.
Die Ausstellung „Von den Kraftfeldern zwischen Mensch und Körper“ möchte dies versuchen: Martin Schläpfers Gedanken zum Tanz begegnen auf dieser Seite einer Auswahl von Bilderfolgen des Fotografen Gert Weigelt, der seit vielen Jahren die Arbeit des Choreographen und Ballettdirektors mit der Kamera begleitet. Die Kunst der Fotografie und das Nachdenken über Tanz kreieren Duette von Wort und Bild, die auf ganz eigene Art zum Verständnis der Tanzkunst anregen und gleichzeitig das Schaffen Martin Schläpfers für das Ballett am Rhein Revue passieren lassen.
Gezeigt werden sollte die Ausstellung ursprünglich im April/Mai 2020 im Theater Duisburg und im Mai/Juni im Opernhaus Düsseldorf. In Folge der Maßnahmen zur Eindämmung des Covid-19-Virus musste die Präsentation leider abgesagt werden.
Eine Kooperation der Deutschen Oper am Rhein mit dem Deutschen Tanzarchiv Köln, kuratiert von Thomas Thorausch und Anne do Paço
Gedanken und
Bilder

Sinfonien
Choreographie
Martin Schläpfer
Bühne
Thomas Ziegler
Kostüme
Catherine Voeffray
Tänzer & Tänzerin
Alexander McKinnon,
Marlúcia do Amaral,
Alexandre Simões

Schwanensee
Choreographie
Martin Schläpfer
Bühne & Kostüme
Florian Etti
Tänzerinnen
Kailey Kaba,
Elisabeta Stanculescu,
Alexandra Inculet,
Feline van Dijken
Ich schaue immer wieder auf die großen romantischen Ballette, bewundere sie, studiere sie – und erkenne immer mehr ihre Größe, ihren Genius. Aber ich bin ein Choreograph von heute, habe ein anderes Menschenbild, liebe eine andere Freiheit, einen anderen Tänzertypus.

44 Duos
Choreographie
Martin Schläpfer
Bühne
Marcus Spyros Bertermann
Kostüme
Hélène Vergnes
Tänzerin
So-Yeon Kim
Dass die akademische Balletttechnik ein europäisches Kulturphänomen ist, bestreitet niemand. Aber dass sie – inklusive des Spitzenschuhs – genauso expressiv und zeitgenössisch sein kann wie der Ausdruckstanz, das Performative oder das Tanztheater: das muss man in Deutschland immer noch beweisen.

Obelisco
Choreographie
Martin Schläpfer
Bühne & Kostüme
Thomas Ziegler
Tänzer & Tänzerin
Friedrich Pohl, Yuko Kato
Ich möchte herausfinden, wie die akademische Technik eine Sprache unserer Zeit sein kann. Die klassische Technik vermag alles zu sagen, was man sagen möchte, man muss nur wissen wie. An diesem Punkt bin ich am Arbeiten und Suchen und Forschen.

3
Choreographie
Martin Schläpfer
Bühne
Thomas Ziegler
Kostüme
Catherine Voeffray
Tänzerin & Tänzer
Callum Hastie,
Julie Thirault,
Pontus Sundset

Symphonie g-Moll
Choreographie
Martin Schläpfer
Bühne & Kostüme
Florian Etti
Tänzerinnen & Tänzer
Julie Thirault – Andriy Boyetskyy,
Ensemble Ballett am Rhein
Choreographieren ist ein permanentes Feld des Nichtwissens und des Fragil-Seins. Ich habe viel Angst beim Kreieren. Das ist eine Phase wie im Krieg. Du rennst und rennst und rennst immerzu. Und zur Premiere bist du völlig erschöpft. Aber es ist der einzige Weg, über ein Mittelmaß hinauszusteigen.

Forellenquintett
Choreographie
Martin Schläpfer
Bühne & Kostüme
Keso Dekker
Tänzerinnen & Tänzer
Bogdan Nicula,
Ensemble Ballett am Rhein
Ich mache schon länger keine Stücke mehr am Tageslicht. Es sind die Tanzschritte, die das Tageslicht kennen. Das Dunkle kommt woanders her, aus der Psyche, aus dem Fragen, was wir sind. So ist auch meine Arbeit mit dem gespannten, ja überspannten Körper nicht einfach nur die Lust am Extremen. Es ist der Versuch, durch Intensität in eine Erhöhung zu gelangen, in eine Transzendenz, vielleicht zu Gott – zu einem Gott, der den Teufel zum Freund hat.

ein Wald, ein See
Choreographie
Martin Schläpfer
Bühne
Thomas Ziegler
Kostüme
Catherine Voeffray
Tänzerinnen & Tänzer
Yuko Kato – Feline van Dijken,
Virginia Segarra Vidal – Sonny Locsin

Violakonzert
Choreographie
Martin Schläpfer
Bühne
Thomas Ziegler
Tänzerin & Tänzer
Paul Calderone,
Yuko Kato,
Bogdan Nicula
Manchmal taut es im Publikum. Manchmal bleibt es knochig. Grundsätzlich ist ein guter Künstler für das Publikum da, möchte kommunizieren, berühren, möchte, dass die Menschen den Saal anders verlassen.

7
Choreographie
Martin Schläpfer
Bühne & Kostüme
Florian Etti
Tänzerin & Tänzer
So-Yeon Kim, Jackson Carroll

Kunst der Fuge
Choreographie
Martin Schläpfer
Bühne
Thomas Ziegler
Kostüme
Catherine Voeffray
Tänzerin & Tänzer
Yuko Kato, Maksat Sydykov
Wenn das Theater kein Ort der Freiheit mehr ist, dann ist es auch kein Ort der Reflexion über die Gesellschaft mehr.

Marsch, Walzer, Polka
Choreographie
Martin Schläpfer
Kostüme
Thomas Ziegler
Tänzerinnen & Tänzer
Ensemble Ballett am Rhein
Für mich gehört es zur größten Kunst und zugleich größten Herausforderung, mit den Menschen richtig zu arbeiten. Man muss sie lieben, sehr lieben – und zugleich die größtmögliche Distanz haben.

7
Choreographie
Martin Schläpfer
Bühne & Kostüme
Florian Etti
Tänzerin & Tänzer
Marlúcia do Amaral, Bogdan Nicula

verwundert seyn – zu sehn
Choreographie
Martin Schläpfer
Bühne & Kostüme
Keso Dekker
Tänzer & Tänzerin
Marcos Menha, Ann-Kathrin Adam
Das Heute ist aus dem gemacht, was war. Vergangenheit ist wie die Zellstruktur eines lebenden Körpers. Zellen sterben nicht, sondern erneuern sich, bauen – bildlich gesprochen – unentwegt am Heute mit.

Tanzsuite
Choreographie
Martin Schläpfer
Bühne & Kostüme
Keso Dekker
Tänzerinnen & Tänzer
Ensemble Ballett am Rhein

Tanzsuite
Choreographie
Martin Schläpfer
Bühne & Kostüme
Keso Dekker
Tänzerinnen & Tänzer
Louisa Rachedi,
Camille Andriot,
Yuko Kato,
Doris Becker,
Pontus Sundset,
Marlúcia do Amaral
Meine Tänzerinnen und Tänzer sind zum einen hochindividuelle Persönlichkeiten und Solisten, zugleich geht es aber auch um eine Ensemblearbeit, die die Compagnie als Ganzes zum Leuchten bringt. Das herauszuarbeiten braucht Zeit, enormes Fingerspitzengefühl und Mut für Entscheidungen.

Ein Deutsches Requiem
Choreographie
Martin Schläpfer
Bühne
Florian Etti
Kostüme
Catherine Voeffray
Tänzerin & Tänzer
Marlúcia do Amaral, Remus Şucheană

DEEP FIELD
Choreographie
Martin Schläpfer
Medien-Licht-Skulptur &
Kostüme
rosalie
Tänzerinnen & Tänzer
Ensemble Ballett am Rhein
Es gibt auch eine andere Rezeption, als nur über den Kopf zu verstehen und zu sehen: eine energetische.

Marsch, Walzer, Polka
Choreographie
Martin Schläpfer
Kostüme
Thomas Ziegler
Tänzerin
Camille Andriot

Neither
Choreographie
Martin Schläpfer
Video-Lichtinstallation,
Raum & Kostüme
rosalie
Tänzerinnen & Tänzer
Ensemble Ballett am Rhein
Es geht auf der Bühne nicht um Zentimeter, sondern um ungefähr den richtigen Bereich, wo das Getanzte dann vom Raum angenommen, intensiviert und mit seiner geheimnisvollen, unerklärlichen Kraft und Energie aufgeladen werden kann.

Nacht umstellt
Choreographie
Martin Schläpfer
Bühne
Florian Etti
Kostüme
Catherine Voeffray
Tänzerin
Ann-Kathrin Adam
Ich tendiere dazu, Frauen zu erhöhen, zu heroisieren, auf der Bühne zu vergöttlichen, weil ich sie zu oft statt ihrer ganz eigenen subjektiven Träume das Andere leben sehe.

verwundert seyn – zu sehn
Choreographie
Martin Schläpfer
Bühne & Kostüme
Keso Dekker
Tänzer
Marcos Menha, Chidozie Nzerem

Petite Messe solennelle
Choreographie
Martin Schläpfer
Bühne & Kostüm
Florian Etti
Tänzer & Tänzerin
Boris Randzio, Mariana Dias
Starke Frauen sind großartig. Mit dem Spitzenschuh sind sie ausgestattet wie mit einem Hammer, der auch vieles andere sein kann als nur hart oder possessiv phallisch.
Choreograph und
Fotograf
Martin Schläpfer
Zu wissen, was Bewegung ist, hieße zu wissen, was das Leben ist. Das ist in letzter Konsequenz unmöglich – und bleibt ein Geheimnis.

Martin Schläpfer zählt zu den innovativsten und erfolgreichsten Choreographen und Ballettdirektoren unserer Zeit. Ausgebildet u.a. an der Royal Ballet School London führte ihn seine Tänzerkarriere in Heinz Spoerlis Basler Ballett sowie ins Royal Winnipeg Ballet Kanada. Mit seiner Ernennung zum Leiter des Berner Balletts begann 1994 seine intensive Arbeit als Choreograph und Ballettdirektor. Seine bisherigen Ensembles – das Berner Ballett (1994 bis 1999), ballettmainz (1999 bis 2009) sowie das Ballett am Rhein Düsseldorf Duisburg (2009 bis 2020) – formte Martin Schläpfer in kürzester Zeit zu Compagnien, deren Unverwechselbarkeit von der Presse, zahlreichen Auszeichnungen sowie einem großen Publikumszuspruch bestätigt wurde. Das Ballett am Rhein etwa wurde zuletzt viermal in Folge zwischen 2013 und 2017 von der Kritikerumfrage der Zeitschrift tanz zur „Kompanie des Jahres“ gewählt und begeisterte nicht nur auf seinen beiden Heimatbühnen in Düsseldorf und Duisburg, sondern auch auf internationalen Gastspielen in Europa, Israel, Taiwan, Japan sowie im Oman.
Martin Schläpfers choreographisches Schaffen umfasst über 70 Werke, die für seine Ensembles entstanden. Außerdem schuf er Uraufführungen für das Bayerische Staatsballett München, Het Nationale Ballet Amsterdam sowie Stuttgarter Ballett und vertraute seine Arbeiten dem Ballett Zürich sowie der BallettCompagnie Oldenburg an. 2012 kehrte er für Hans van Manens Pas de deux „The Old Man and Me“ als Tänzer auf die Bühne zurück, 2014 kreierte der Niederländer für ihn als Solisten die Uraufführung „Alltag“.
Nachdem Martin Schläpfer 1977 den Prix de Lausanne als „Bester Schweizer Tänzer“ gewonnen hatte, folgten für den Choreographen und Direktor Martin Schläpfer zahlreiche Auszeichnungen, darunter der Kunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz (2002), der Tanzpreis der Spoerli Foundation (2003), der Prix Benois de la Danse (2006) sowie 2009 und 2012 der deutsche Theaterpreis Der Faust. 2013 erhielt Martin Schläpfer den Schweizer Tanzpreis, 2014 den Taglioni – European Ballet Award und 2015 den Musikpreis der Stadt Duisburg. 2018 wurde er mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet, 2019 folgte die Ehrung mit dem Großen St. Galler Kulturpreis.
Zur Spielzeit 2020/21 übernimmt Martin Schläpfer die Leitung des Wiener Staatsballetts.

Gert Weigelt
Ich bin dem verpflichtet, was ich sehe. Ich muss versuchen, mit meinem Medium der Fotografie das Medium Tanz zu übersetzen.
Dem renommierten Tanzfotografen Gert Weigelt gelingt es wie wenigen anderen, die darstellende Kunstform Tanz mit der bildenden Kunstform Fotografie zu vermählen. Mit dem Auge des Choreographen und dem Gespür des Tänzers eröffnet er – über das Dokumentarische hinaus – eigene Perspektiven und lässt im Moment des Bildes die „Seele“ des Tanzes sichtbar werden.
In Berlin und Kopenhagen zum Tänzer ausgebildet war Gert Weigelt Mitglied des Königlich Schwedischen Balletts, des Cullberg Balletts und des Nederlands Dans Theaters. Nach der Beendigung seiner Tanzkarriere entschied er sich für ein Studium der Künstlerischen Fotografie an der Fachhochschule für Kunst und Design in Köln, die ihn 1985 zum Meisterschüler ernannte. Seither folgte er vielen herausragenden Choreographen mit seiner Kamera, darunter Pina Bausch, Hans van Manen, William Forsythe, Susanne Linke, Gerhard Bohner und Jörg Mannes. Seit über zehn Jahren begleitet er außerdem das Schaffen Martin Schläpfers und prägte zwischen 2009 und 2020 mit seinen Fotografien auch das bildnerische Image des Balletts am Rhein Düsseldorf Duisburg.
Seinen inszenierten Porträts und Körperbildern sowie seinen in den 1990er Jahren für das ZDF und den niederländischen Sender NOS entstandenen Kurzfilmen widmete das Deutsche Tanzarchiv Köln 2018/19 die Ausstellung „Gert Weigelt. Autopsie in Schwarz/Weiß“.
Gert Weigelts Fotografien erschienen in zahlreichen renommierten Magazinen und Tageszeitungen. Seit 1991 publiziert er einen Ballettkalender im Verlag teNeues, zwischen 2013 und 2019 gestaltete er außerdem den Dumont Kalender „Martin Schläpfer – Ballett am Rhein“. Seine mit der Designagentur Markwald Neusitzer Identity für das Ballett am Rhein entstandenen Plakat-Serien wurden mit dem German Design Award und mehreren Red Dot Awards ausgezeichnet. 2019 erhielt Gert Weigelt für sein Lebenswerk den renommierten Deutschen Tanzpreis.
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Tanzbegeisterte


Ballett am Rhein Düsseldorf Duisburg
Das von 2009 bis 2020 von Martin Schläpfer geleitete Ballett am Rhein Düsseldorf Duisburg zählt zu den erfolgreichsten deutschen Compagnien. Kaum ein anderes Ensemble verbindet in vergleichbarer Weise ein breites Repertoire von der Romantik bis heute mit Uraufführungen, die sich als „Ballettkunst für das 21. Jahrhundert“ verstehen. Viermal in Folge wurde das 45-köpfige Ensemble zur „Kompanie des Jahres“ gekürt und begeisterte in den vergangenen elf Jahren nicht nur im Opernhaus Düsseldorf und Theater Duisburg, sondern auch auf zahlreichen internationalen Gastspielen.


Deutsches Tanzarchiv Köln
Das Deutsche Tanzarchiv Köln ist ein weltweit vernetztes Informations-, Dokumentations- und Forschungszentrum für Tanz. Aufgrund seiner einzigartigen Bestände und dem angeschlossenen Ausstellungsbereich zählt es zu den renommiertesten Archiven der Tanzkunst weltweit. Wissenschaftler, Studenten, Journalisten, Tänzer, Choreographen, Pädagogen, Museen, Verlage und Ballettliebhaber aus aller Welt nutzen das breite Spektrum der Bestände. Neben der Bewahrung der Zeugnisse der Tanzkunst widmet sich das 1948 von Kurt Peters begründetet Archiv verstärkt der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Präsentation in Ausstellungen und Publikationen.